Tübingen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit lässt die Schattenwirtschaft in Deutschland weiter steigen. Nach Schätzungen, die der Schattenwirtschaftsexperte Friedrich Schneider von der Universität Linz am Dienstag gemeinsam mit dem Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung in Tübingen vorlegte, steigt die illegale Wertschöpfung in diesem Jahr um 2,0 Prozent. Die Experten gehen von einer Erhöhung der deutschen Schattenwirtschaft in der Größenordnung von 6,4 Milliarden bis 8,3 Milliarden Euro aus.
Den Experten zufolge ist unter Schattenwirtschaft zum einen Schwarzarbeit zu verstehen, also Tätigkeiten, die im Prinzip auch legal ausgeübt werden könnten, die jedoch den öffentlichen Stellen nicht gemeldet werden, damit keine Steuern und Sozialbeiträge gezahlt werden müssen. Hinzu komme die illegale Beschäftigung. Ferner würden durch den Begriff der Schattenwirtschaft auch kriminelle Aktivitäten wie Hehlerei, Drogenhandel, Betrug, Schmuggel oder Menschenhandel erfasst.
Im vergangenen Jahr stieg die Schwarzarbeit nach Schneiders Berechnungen zufolge um fünf bis sechs Milliarden auf insgesamt rund 253 Milliarden Euro. Der «Wirtschaftswoche» sagte der Experte: «Viele Arbeitnehmer haben insbesondere durch Kurzarbeit spürbare Einkommensverluste erlitten, die sie kompensieren mussten. Auf der anderen Seite hatten sie mehr Zeit, nebenher zu arbeiten.»
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) will den Kampf gegen die Schwarzarbeit verschärfen. Wie die «Bild»-Zeitung (Dienstagausgabe) meldet, soll die zuständige Behörde Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) in diesem Jahr 200 zusätzliche Planstellen erhalten. Die Stellen sollen überwiegend mit Fahndern, sogenannten Prüfern, besetzt werden. Insgesamt steige die Zahl der FKS-Mitarbeiter dadurch auf rund 6700, schreibt die Zeitung unter Berufung auf Angaben aus dem Ministerium.
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