Frankfurt am Main – Der WM-Zweite von 2013, Marco Koch, ist kurz vor der Schwimm-EM in Berlin gut in Form. Für die Deutsche Sporthilfe ist er Testimonial für die „Sportlerschorle“ / Trainingslager auf Sardinien für den letzten Feinschliff
Bei Sardinien denken die meisten an Urlaub, Sonne und Urlaub. Leistungsschwimmer Marco Koch ist zum Trainingslager dort. 2013 gewann der 24-jährige Darmstädter WM-Silber über seine Paradedisziplin, 200 m Brust, und gilt auch für die Schwimm-Europameisterschaften in Berlin vom 13. bis zum 24. August als eine der größten deutschen Hoffnungen. Wir haben uns mit ihm über seine Vorbereitung, seine Ziele und ein „Training“ in der Regentonne unterhalten.
Marco Koch, vielen Dank, dass Du Dir so kurz vor der Europameisterschaft Zeit für das Interview nimmst. Du bist gerade im Trainingslager in Sardinien. An welchen Stellschrauben drehst Du dort noch?
Ich schwimme hier nochmal sehr intensive Brustserien, damit ich vor allem auf den zweiten 100 m besser dagegenhalten kann, speziell auf der letzten Bahn. Sonst achte ich darauf, mich in den nächsten Wochen auch ein wenig zu erholen, damit der Wettkampf in Berlin dann auch richtig schnell wird.
Im Rahmen der Fußball-WM wurde sehr viel über ein „Wir-Gefühl“ gesprochen und dass die Mannschaft im gemeinsamen Trainingscamp zusammengewachsen sei. Kämpft im Schwimmsport jeder für sich oder rückt ihr durch solche gemeinsamen Events auch näher zusammen?
Ja, ich denke, das hilft auf jeden Fall. Wir frühstücken alle zusammen, essen gemeinsam zu Mittag und Abend und machen auch sonst noch ein paar Sachen zusammen. Die Trainingseinheiten sind natürlich sehr individuell, weil wir uns auch alle sehr individuell vorbereiten. Da macht es jetzt, zwei Wochen vor der EM, keinen Sinn zu sagen: Wir trainieren jetzt alle zusammen. Das ist in einer Individualsportart doch etwas anders, aber ich denke trotzdem, dass dieses „Wir-Gefühl“ durch das ständige Beieinandersein in den nächsten zwei Wochen noch stärker wird.
Nach dem Trainingslager geht es dann zur Europameisterschaft nach Berlin. Wie zufrieden bist Du mit Deiner aktuellen Form?
Ich denke, meine Form passt soweit ganz gut. In Essen (Überprüfungswettkampf am 20.07., Anm. d. Red.) war meine Zeit, die über die 200 m drin gewesen wäre, etwas schwer abzusehen, da ich zwischen Vorlauf und Finale eine recht anstrengende Mittagspause hatte, es war viel zu laut und zu warm. Da waren die Bedingungen nicht optimal, aber ich denke dennoch, dass ich ganz gut im Soll bin.
Du bist 200 m-Spezialist, hast jüngst mit 1:00,02 Minuten aber auch über die 100 m eine persönliche Bestzeit aufgestellt. Verändert sich dadurch Dein Fokus für die EM?
Nein. Ich glaube, dass meine 200 m immer noch deutlich stärker sind als die 100m. Da die 100 m in Berlin zeitlich direkt vor den 200 m liegen, ist momentan die Überlegung, ob ich überhaupt über die 100 m an den Start gehe. Ich möchte natürlich nicht müde in das 200 m-Rennen gehen, weil ich mir über die lange Distanz doch deutlich bessere Chancen ausrechne. Das wird sich dann aber in den nächsten Wochen noch entscheiden.
Einer Deiner größten Konkurrenten über 200 m, Olympiasieger Dániel Gyurta, hat seinen Start über die 200 m abgesagt. Bei der WM war er letztes Jahr der einzige, der Dich schlagen konnte. Wie stehen nun Deine Chancen für die EM und was ist Dein Ziel?
Das ist sehr schwer zu sagen. Gestern zum Beispiel ist bei den Commonwealth Games der Brite Ross Murdoch auch ganz knapp über Europarekord geschwommen, 2:07,30, also nochmal eine Sekunde schneller, als ich dieses Jahr war. Solche Überraschungen kommen immer wieder, deshalb möchte ich mit Medaillen gar nicht planen. Ich würde gerne meinen Deutschen Rekord verbessern und dann schauen wir mal, was man damit gewinnen kann.
Zwar wohnst Du in Darmstadt, bist dennoch häufiger in Berlin und kannst bei der Heim-EM sicherlich mit der Unterstützung des Publikums rechnen. Hat diese EM für Dich eine besondere Bedeutung?
(lacht) Ich hoff’s. Auf jeden Fall! Ich kann mich noch an meine erste WM erinnern, die war 2009 in Rom, was da im Freibad für eine Stimmung auf den Rängen war. Das war bombastisch, wenn die Italiener dort einmarschiert sind und ich hoffe natürlich, dass diese Gänsehaut-Atmosphäre auch aufkommt, wenn wir in Berlin über die Startbrücke gehen.
Im Schwimmsport hat man den Eindruck, die Aufmerksamkeit und Bedeutung ist nicht mehr ganz die gleiche wie in den 90er Jahren. Wie siehst Du aktuell den deutschen Schwimmsport aufgestellt?
Ich würde das nicht nur auf den Schwimmsport beziehen. Ich denke, außer dem Fußball haben es alle relativ schwer, das ist heutzutage leider so. Ich finde das schade und hätte es natürlich gerne, dass die anderen Sportarten auch ein bisschen mehr Aufmerksamkeit und Interesse von den Leuten bekommen würden, aber so ist es nun mal.
Ist es dadurch schwieriger geworden vom Schwimmsport zu leben?
Ja, es ist auf jeden Fall schwer. Ich bin froh, dass ich mit der Deutschen Vermögensberatung und Arena zwei starke Partner an meiner Seite habe, die mich auf meinem Weg zu den Olympischen Spielen unterstützen, aber es ist auf jeden Fall nicht einfach.
Du wirst auch von der Deutschen Sporthilfe gefördert, dort bist Du in der Elite-Förderung. Wie wichtig ist diese Unterstützung für Dich?
Da es drum herum schwer ist, überhaupt ein paar Euro zu verdienen, ist diese Förderung für viele von uns absolut notwendig und gar nicht wegzudenken. Den Sport ohne diese Förderung zu machen, wäre schlichtweg nicht möglich.
Du bist aktuell in einem Werbespot zur Sportlerschorle zu sehen. Hat sich die Aufmerksamkeit für Deine Person durch den Spot geändert?
Das ist schwierig zu sagen. Gerade was Bekannte angeht, die mit Schwimmen nicht so viel am Hut haben, haben viele den Spot gesehen und fanden ihn alle sehr witzig, aber (lacht) es ist nicht so, dass man mich deswegen auf der Straße erkennt. Oder im REWE (lacht).
Wie waren die Dreharbeiten für Dich?
Das war echt ganz witzig. Ich hätte nie gedacht, dass das am Ende so geil aussieht. Ich saß dort ja in dieser grünen Regentonne, da war das für mich unvorstellbar, aber es war wirklich sehr witzig und ist gut geworden. Es hat eine Menge Spaß gemacht und war mal was anderes, auch wenn es natürlich wieder im Wasser war.
In der Regentonne trainierst Du sonst wohl doch eher selten.
(lacht) Ja, genau.
Wie geht es denn nach der EM bei Dir weiter?
Direkt nach der EM ist erst nochmal ein bisschen Stress angesagt. Wir kommen Montag wieder, Mittwoch geht es dann voraussichtlich schon zu den Weltcups nach Dubai und Doha. Dann habe ich drei Wochen Pause, anschließend sind noch zwei Weltcups, einer in Hongkong, einer in Moskau und dann beginnt das Training auch schon wieder von vorne.
Für welchen Wettkampf bzw. welches langfristige Ziel?
Im Dezember haben wir noch die Kurzbahn-Weltmeisterschaften, auch in Doha. Nächstes Jahr ist dann auch Weltmeisterschaft in Kasan und natürlich das langfristige Ziel: Olympische Spiele 2016 in Rio.
„Nationale Förderer“ sind Lufthansa, Mercedes-Benz, Deutsche Telekom und Deutsche Bank.
Sie unterstützen die Stiftung Deutsche Sporthilfe, die von ihr betreuten Sportlerinnen und Sportler und die gesellschaftspolitischen Ziele der Stiftung in herausragender Weise.
Quelle: ots