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Stiftung Warentest kritisiert zu hohe Dispozinsen

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Berlin (dapd). Viele Banken berechnen laut einer Untersuchung der Stiftung Warentest ihren Kunden zu hohe Dispozinsen und verschleiern zudem oft die Kosten für Überziehung des Kontos. „Der Dispozins ist eine lukrative Einnahmequelle für die Banken“, sagte der Vorstand der Stiftung, Hubertus Primus, am Dienstag in Berlin. „In einer Niedrigzinsphase, in der sich Banken bei der EZB Geld zu 0,75 Prozent Zinsen leihen können, sind zweistellige Zinssätze bei Dispositionskrediten unangemessen“, fügte er hinzu.

So berechneten Banken ihren Kunden bis zu 15,32 Prozent Zinsen, wenn diese ihr Girokonto überziehen. „Wie hoch der Zinssatz der eigenen Bank ist, erfahren die Kunden jedoch häufig nicht“, kritisierte die Stiftung.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) forderte mehr Transparenz bei den Banken. „Es kann nicht sein, dass man bei einigen Banken ewig nachfragen muss, bis man irgendwann einmal die Höhe der Zinssätze erfährt. Dieses Versteckspiel muss aufhören“, sagte Aigner der „Passauer Neuen Presse“ (Mittwochausgabe). Bei einem Spitzengespräch Anfang Oktober im Bundesverbraucherministerium hätten die Banken und Sparkassen mehr Transparenz zugesagt. Aigner wandte sich jedoch gegen gesetzlich festgelegte Obergrenzen für Dispozinsen.

Ein Vergleich zwischen Banken lohne sich, erklärte die Stiftung Warentest. Müsse ein Kunde beispielsweise 14,25 Prozent für die Überziehung seines Kontos zahlen, addiere sich das bei einem Soll von 2.000 Euro innerhalb eines Jahres bereits auf 285 Euro, rechnete die Stiftung vor. Das sei beispielsweise bei der Raiffeisenbank Fischenich-Kendenich in Nordrhein-Westfalen der Fall.

Wäre ein Kunde mit der gleichen Summe bei der Deutschen Skatbank im Minus, hätte er über den Zeitraum nur 105 Euro an Überziehungszinsen zu zahlen – denn die Bank verlange einen Dispozins von 5,25 Prozent. Eine ähnliche Überziehungszinshöhe, nämlich 5,52 Prozent, berechnen österreichische Banken ihren Kunden im Schnitt.

Neben dem hohen Zins selbst prangerte die Stiftung Warentest auch die Intransparenz der Kreditinstitute an. Nur 357 von 1.566 befragten Banken hätten ihre Dispo-Konditionen freiwillig mitgeteilt, erklärte die Stiftung. Für 588 weitere Institute hätten die Tester teils „detektivische Methoden“ anwenden müssen, um den aktuellen Zinssatz zu ermitteln. Bei einem Drittel der Banken seien die Konditionen gar ganz im Dunkeln geblieben. Besonders negativ fielen hier Volks- und Raiffeisenbanken auf.

Die deutsche Kreditwirtschaft erklärte dagegen, Banken und Sparkassen informierten ihre Bestandskunden bereits in den Kontoauszügen über die aktuellen Dispozinsen. Neukunden könnten diese über das Preis- und Leistungsverzeichnis oder den Preisaushang erfahren. „In zahlreichen Fällen sind die Konditionen zudem über das Internet abrufbar“, verteidigte sich die Kreditwirtschaft.

Das geht der Stiftung Warentest jedoch nicht weit genug. Sie forderte, die Banken gesetzlich zu verpflichten, im Internet einen Preisaushang für ihre Dispozinsen zu veröffentlichen. Denn die mangelnde Transparenz gilt als einer der Hauptgründe dafür, dass sich der Dispozins nicht dem allgemeinen Marktniveau anpasst.

„Fair und richtig wäre es, die Dispozinsen auf ein vernünftiges Niveau zu senken und dann nach einer festen und transparenten Regel vorzugehen“, schlug Stiftungs-Vorstand Primus vor. Der Überziehungszins könne beispielsweise an einen Referenzzins wie den Euribor gekoppelt werden.

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