Stromkonzern EnBW will sich bis 2020 neu erfinden
Karlsruhe (dapd). Angesichts von Energiewende und steigendem Konkurrenzdruck will sich der Energiekonzern EnBW bis 2020 völlig neu ausrichten. „Der Energiemarkt verändert sich dramatisch, und die EnBW wird es auch tun“, kündigte der Vorstandsvorsitzende Frank Mastiaux am Montag in Karlsruhe an. Details blieb er bei der Vorstellung des „EnBW 2020“ getauften Umbau-Programms allerdings weitgehend schuldig.
Mastiaux, der den Chefsessel bei EnBW im Oktober übernommen hatte, schickt den Energieversorger damit auf einen Selbstfindungstrip. Auf die Frage, wo denn der große Wurf bleibe, antwortete er: „Wir werden das systematisch machen, und wenn man es hinterher als großen Wurf wahrnimmt, dann sei es drum.“ Zunächst will Mastiaux die Geschäftsfelder von EnBW ergebnisoffen auf den Prüfstand stellen – auch alle Beteiligungen und eigenen Kraftwerke.
Energie-Dienstleistungen als neues Geschäftsfeld
EnBW muss sich einem harten Wettbewerb auf einem extrem veränderten Energiemarkt stellen: Der Marktanteil des Konzerns sei von einst mehr als 13 Prozent auf heute 8,7 Prozent gefallen, sagte Mastiaux. Schuld daran sei auch, dass Energie heute viel dezentraler erzeugt werde, als noch in den goldenen Zeiten der Großversorger E.on, RWE, und EnBW. Alle drei haben inzwischen deutliche Einschnitte beim Personal angekündigt. So kündigten die Karlsruher im Dezember an, von den etwa 20.000 Jobs im Konzern bis Ende kommenden Jahres 1.350 zu streichen.
Die derzeit installierte Erzeugungskapazität von EnBW liegt Mastiaux zufolge bei 13.400 Megawatt – erneuerbaren Energien hätten daran allerdings nur einen Anteil im kleinen Prozentbereich. „Wir müssen da große Schritte machen“, sagte der Konzernchef, der bei seinem vorigen Arbeitgeber E.on die Sparte für erneuerbare Energien aufgebaut hatte. EnBW habe eine Pipeline von Projekten in einer Gesamtgrößenordnung von bis zu 1.000 Megawatt in Planung.
„EnBW kann Energie“, sagte Mastiaux. Das sei die Chance für den Konzern. Denkbar seien dabei künftig auch neue Dienstleistungen. Wenn etwa die Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für die ersten Anlagen auslaufe, müsse der dort erzeugte Strom vermarktet werden. Hier könne EnBW seine Kompetenz anbieten. Zudem nannte Mastiaux Dienstleistungen zur Energieeffizienz als Beispiel.
Beteiligungen und Kraftwerke kommen auf den Prüfstand
Bereits seit einiger Zeit läuft im Konzern ein Programm zum Verkauf von Beteiligungen für insgesamt 1,5 Milliarden Euro. Davon wurden bisher 500 Millionen Euro eingenommen, der Rest soll bis 2014 folgen. Zu Berichten, wonach dabei auch ein 15,1-Prozent-Anteil am Mannheimer Versorger MVV verkauft werden soll, wollte sich Mastiaux nicht äußern.
Zu den eigenen Kraftwerken sagte der EnBW-Chef: „Wir können gar nicht anders, als jeden einzelnen Standort hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit zu hinterfragen.“ Bei Gaskraftwerken sei nach der Verrechnung von Eingangskosten und Erlös pro Megawattstunde früher ein Betrag von etwa 25 Euro übriggeblieben. Heute betrage das Ergebnis null Euro.
Sein Ziel für EnBW sei ein Konzern, der „wesentlich schneller und effizienter ist“, sagte Mastiaux. Zielgrößen wollte er nicht nennen – der Marktanteil sei nicht alles. Denkbar sei auch eine höhere Profitabilität bei weiter schrumpfendem Marktanteil.