Bonn/Troisdorf. Deutschlands größter unabhängiger Energieanbieter TelDaFax kommt nicht aus der Krise. Eine Sprecherin der Bundesnetzagentur sagte der Nachrichtenagentur dapd am Mittwoch in Bonn, die Zahl der Fälle nehme zu, in denen Strom- und Gasnetzbetreiber dem Unternehmen wegen Zahlungsverzugs den Netzzugang verweigerten und die Kunden dadurch in die teurere Grundversorgung zurückfielen. «Wir beobachten das sehr sorgsam», sagte die Sprecherin.
Sie empfahl den betroffenen Kunden, mit Hilfe der Verbraucherzentralen oder eines Anwalts zu prüfen, ob sie ein Sonderkündigungsrecht hätten und gegebenenfalls auch Schadenersatzforderungen für die höheren Stromkosten in der Grundversorgung gegen TelDaFax geltend machen könnten.
Eine TelDaFax-Sprecherin räumte im Gespräch mit dapd Probleme mit einzelnen Netzbetreibern ein. Betroffen seien aber nur 30 bis 40 der insgesamt 1.400 Netzbetreiber, mit denen das Unternehmen zusammenarbeite. Das Unternehmen versuche derzeit, sich mit den Netzbetreibern zu einigen. Möglicherweise werde man sich aber auch aus einigen der betroffenen Gebiete zurückziehen.
Der Strom-Discounter, der nach eigenen Angaben in Deutschland über rund 780.000 Kunden verfügt, kämpft seit Monaten ums Überleben. Erst vor sechs Wochen hat der Sanierungsexperte Hand-Gerd Höptner das Ruder dort übernommen. Kurz danach wechselte auch der Eigentümer.
Verkauf unter Einkaufspreisen
Höptner machte kürzlich in der «Welt am Sonntag» die verfehlte Preispolitik seiner Vorgänger für die Krise des Unternehmens verantwortlich. Um möglichst viele Neukunden zu gewinnen, hätten sie Strom teilweise unter dem Einkaufspreis verkauft. Der Konzern will nun nach Angaben der Sprecherin mit einem neuen Konzept und weniger preisaggressiven Tarifen durchstarten. Doch hat TelDaFax trotz millionenschwerer Kapitalspritzen des neuen Eigentümers offenbar nach wie vor mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen.
Für TelDaFax-Kunden kann das Durcheinander bei dem Troisdorfer Unternehmen nach wie vor zu unangenehmen Erlebnissen führen. So schickte das Unternehmen nach einem Bericht des «Handelsblattes» (Mittwochausgabe) erst kürzlich auch Kunden Zahlungsaufforderungen, die es wegen der Netzsperre gar nicht mehr beliefern konnte. Das Unternehmen machte in einer Stellungnahme Terminüberschneidungen verantwortlich. Die Kündigung des betroffenen Netzbetreibers sei so kurzfristig eingetroffen, dass die Aussendung der Briefe nicht mehr habe verhindert werden können.