Berlin. Die deutschen Kfz-Versicherer fahren in diesem Jahr noch tiefer in die roten Zahlen. Die Beitragseinnahmen gingen um 1,5 Prozent zum Vorjahr zurück und die Schadenentwicklung habe sich noch verschlechtert, sagte Robert Pohlhausen vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) bei der Jahrespressekonferenz in dieser Woche in Berlin den ddp/Dow Jones Wirtschaftsnachrichten.
Das werde nach Verbandsberechnungen 2009 zu einem «versicherungstechnischen Verlust dieser Sparte von 800 Millionen Euro» führen, räumte der Vorsitzende des GDV-Hauptausschusses Schaden- und Unfallversicherung auf Nachfrage ein.
Die Beitragseinnahmen der Kfz-Sparte werden den Angaben zufolge im fünften Jahr in Folge sinken. Die Kraftfahrt-Versicherer als größte Sparte der Schaden- und Unfallversicherung (Beitragsanteil annähernd 37 Prozent) tragen offenbar wesentlich dazu bei, dass der versicherungstechnische Gewinn im Bereich Schaden und Unfall sich gegenüber dem Vorjahr auf etwa 1,4 Milliarden Euro halbieren wird.
Im Vorjahr hatten die Kraftfahrt-Versicherer erstmals seit 2002 einen versicherungstechnischen Verlust von rund 400 Milliarden Euro verbucht. Grund seien stark rückläufige Beitragseinnahmen durch den intensiven Preiswettbewerb und eine um 10 Prozent höhere Schadenbelastung in der Kaskoversicherung, vor allem durch Hagel-Unwetter im vorigen Sommer, hatte der GDV auf einer Pressekonferenz im Juli mitgeteilt. Bereits da hatte Pohlhausen für das laufende Jahr Verluste der Sparte von 500 Millionen Euro prognostiziert. Diese haben sich offenbar noch ausgeweitet, und die erhoffte branchenweite Trendwende zu mehr Prämieneinnahmen und Ertrag im Kraftfahrgeschäft ist bislang ausgeblieben.
Diese Erwartungen gründeten sich auf Versuche einiger Kfz-Versicherer, die Prämien im Neugeschäft wieder leicht anzuheben und die bislang relativ einheitliche Hauptfälligkeit der Verträge zum 1. Januar weiter zu «flexibilisieren». Wie von einigen Assekuranzen, darunter Marktführer Allianz und die Direct Line AG, schon praktiziert, hoffte man, branchenweit bei Kfz-Neuabschlüssen im Verlaufe des Jahres zwölf Monate Laufzeit ab Vertragsbeginn durchzusetzen. So sollte der Wettbewerbsschwerpunkt Herbst um neue Kunden entzerrt und der besondere Preisdruck der Internet- und Direktversicherer in dieser Phase besser abgefangen werden.
Im derzeit laufenden Wettstreit um neue Vertragsabschlüsse sieht Pohlhausen zwei verschiedene Entwicklungen. Bei einigen Assekuranzen gebe es sehr wohl Versuche zu kleineren Beitragsanhebungen um 2 bis 2,5 Prozent. Andererseits brächten höhere Schadenfreiheitseinstufungen einen Ausgleich dazu. Unterschiedlich sei auch die Rabattgewährung durch einzelne Versicherer. Insgesamt habe er den Eindruck, dass sich der Preiskampf «etwas beruhigt» habe und nicht mehr so stark wie im Vorjahr mit Einzelrabatten gearbeitet werde, sagte der GDV-Experte. Das sei «letztlich eine vernünftige Entwicklung».
Für den einzelnen Versicherungskunden ist derzeit jedoch die Vielfalt der aktuellen Angebote der Kfz-Versicherer kaum noch überschaubar. Bei den zahlreichen Sonderrabatten zu bestimmten Bedingungen wie Fahrzeugnutzung, Abstellort, Wohneigentum des Halters, Werkstattbindung oder Rabattschutz kommt er ohne Preisvergleiche im Internet oder mit Hilfe von Experten fast nicht mehr aus. So könnte der laufende Preiskampf das allgemeine Prämienniveau erneut drücken und Hoffnungen der Assekuranzen auf mehr Rendite zunichtemachen.
Auch die verstärkten Käufe kleinerer Neuwagen durch die Abwrackprämie haben Pohlhausen zufolge die Branchenentwicklung nicht grundlegend verändert. Zwar hätten die Versicherer bei Vollkasko-Verträgen etwas hinzugewonnen, dafür bei der Teilkasko an Einnahmen eingebüßt. Bei der Kfz-Haftpflicht zeichne sich eine Wanderung hin zu prämiengünstigeren Pkw-Typklassen ab.
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