Expertengespräch: Initiatoren und Bauträger müssen umdenken – Flexible Wohnraumgestaltungen sind für die Zukunft gefragt
Köln/Bonn – Lage, Lage, Lage ist eine alte Weisheit in der Immobilienbranche. Doch diese Regel ist nicht mehr allein ausschlaggebend beim Verkauf und der Vermietung. Heutzutage muss zur alten Weisheit eine neue hinzugefügt werden: Flexible Wohnkultur!
Der demografische Wandel der Gesellschaft und die individuellen Gestaltungsmöglichkeiten mit einem schnelleren Lebenswandel und rasanten technologischen Weiterentwicklungen verlangen ein Umdenken bei der Gestaltung von Wohnräumen. Theodor J. Tantzen, Vorstand der Prinz von Preussen Grundbesitz AG, kennt die Anforderungen am Markt.
Herr Tantzen, haben die klassischen Wohnkonzepte ausgesorgt?
Es gibt sicherlich heute immer noch sehr viel mehr Wohnungen, die einer klassischen Raumaufteilung unterliegen, doch dies wird sich in Zukunft ändern. Im Neubausektor beschäftigen wir uns bereits mit dem Modell der Wohnzonen, die sich von der statischen Zimmerbegrenzung wegbewegen. Die individuellen Ansprüche der Menschen verlangen nach flexiblen Raumgestaltungen und offenen Lösungen. Die Zeiten von einheitlichen Standardwohnungen sind vorüber. So muss bei der Planung der Innenausstattung schon auf die sich ändernden Bedürfnisse eingegangen werden, um eine Umfunktionierung später leichter zu machen.
Die Prinz von Preussen Grundbesitz AG ist unter anderem auch auf die Sanierung und Umwidmung von denkmalgeschützten Gebäuden spezialisiert, schließt sich hier nicht eine flexible Wohnraumgestaltung mit der statischen Bauweise aus?
Ganz im Gegenteil: Altbauten sind bei einem Umbau sehr gut angelegt, um in Zonen statt Zimmern zu denken. Da sie oftmals über viele gleich große Zimmer verfügen, wird eine flexible Gestaltung begünstigt. Dabei behalten Sie den Charme durch ihre oft wunderschönen, individuellen Fassaden und hohen Decken. Dies trifft genau den Nerv der heutigen Immobilieninteressenten.
Altbauten sind jedoch heute nur noch rares Gut …
Für reine Wohnimmobilien trifft dies zu, jedoch ist auch ein Trend zu beobachten, alte Industriegebäude und leer stehende Büroimmobilien zu Wohnobjekten umzugestalten. Durch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt, die flexibles Arbeiten von überall ermöglichen, wird es in Zukunft weniger Bedarf an Büroraum geben – ein Mangel an Wohnungen ist jedoch schon jetzt in den Metropolen akut. Daher machen alternative urbane Nutzungskonzepte dieser Art langfristig Sinn.
Hier gibt es auch Möglichkeiten größere Gemeinschaftsräume zu schaffen, denn neben Rückzugsorten in den „eigenen vier Wänden“ wird es mit gemeinsam genutzten Flächen, sei es eine gemeinschaftliche Dachterrasse oder ein Fitnessstudio oder vielleicht sogar Arbeitsräume, zukünftig mehr „Sharing-Modelle“ geben.
Welche Auswirkungen haben ökologische Faktoren auf die Wohnkonzepte von morgen?
Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle und wird durch die Energieeinsparverordnungen ja auch schon immer weiter reguliert. Es ist durchaus wichtig, den Strom- und Wärmeverbrauch beim Wohnen zu verringern – nicht nur aus umweltpolitischen Überzeugungen, sondern weil uns sonst die Nebenkosten beim Wohnen maßgeblich finanziell belasten werden. Hier gibt es immer mehr Technologien, die genutzt werden können, nicht nur für Neubauten. Zudem werden Smartphone und Tablet Standardtools zum Verwalten und der Steuerung von Wohnungsfunktionen wie Heizung, Licht und Haushaltsgeräte. Damit können individuelle Bedürfnisse und ökologisch sinnvolle Einsparungen zielgerichtet umgesetzt werden.