ZEW-Index sinkt erneut – Konjunktur erholt sich nur langsam
Mannheim/Berlin. Die erhoffte Erholung der deutschen Wirtschaft gestaltet sich aus Sicht von Finanzmarktexperten zäh. Der ZEW-Konjunkturindex, den das Mannheimer Zentrum für europäische Wirtschaftsforschung unter Finanzanalysten und institutionellen Investoren erhebt, hat sich im Januar weiter eingetrübt und ist deutlich unter den Erwartungen von Experten geblieben. Von 50,4 Punkten im Vormonat sank der Index auf 47,2 Punkte, wie das ZEW am Dienstag mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 49,8 Punkte gerechnet. Es war der vierte Rückgang in Folge.
Die befragten Finanzmarktexperten gehen davon aus, dass sich die deutsche Konjunktur in den kommenden sechs Monaten mit geringer Dynamik erholen wird. Aus ihrer Sicht dürften sich die Fahrzeugbranche sowie Konsum und Handel im kommenden halben Jahr rückläufig entwickeln. Deutlich verbessert hätten sich dagegen die Geschäftsaussichten für den Maschinenbau.
«Die Einschätzung der Finanzmarktexperten bestätigt, dass wir im Jahr 2010 bestenfalls eine Erholung, aber noch keinen Aufschwung bekommen. Der Weg aus dem tiefen Rezessionstal ist beschwerlich und lang,» sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Das ZEW befragt monatlich rund 300 Analysten und institutionelle Anleger.
Aus der Sicht von Volkswirten weist das Ergebnis der ZEW-Umfrage darauf hin, dass die wirtschaftliche Lage langsam besser wird und dass sich dieser Trend fortsetzen sollte. Es zeichne sich eine zähe Erholung ab. Mario Gruppe von der Nord/LB sagte, «die leichte Eintrübung in den Erwartungen ist für sich genommen noch kein Beinbruch». Die Entwicklung des Index illustriere aber «verhältnismäßig klar, auf was für eine konjunkturelle Entwicklung wir uns einzustellen haben.» Bei der beginnenden Erholung sei mit Rückschlägen und Dämpfern zu rechnen.
Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) bezeichnete den Rückgang des ZEW-Index als nicht überraschend. Dies zeige, dass die deutsche Wirtschaft noch nicht über den Berg sei. Die Entwicklung sei «noch volatil», sagte Brüderle in Berlin. Immer noch gebe es keinen selbsttragenden Aufschwung.
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) konstatierte derweil eine deutliche Verbesserung der konjunkturellen Aussichten für Deutschland, warnte zugleich aber vor einer weiter bestehenden ernsten Wirtschaftslage. Nicht zuletzt aufgrund der massiven staatlichen Stützungsmaßnahmen hätten sich «die konjunkturellen Aussichten inzwischen spürbar aufgehellt», sagte Schäuble im Bundestag in Berlin bei der Einbringung des Budgetentwurfes für 2010. Es gebe aber «große Unsicherheit» über die weitere konjunkturelle Entwicklung.
Die deutsche Metall- und Elektroindustrie mit ihren 3,6 Millionen Beschäftigten geht von einem schwierigen Jahr aus. Die Produktion der Branche müsste um 30 Prozent, der Auftragseingang um 35 Prozent zulegen, um wieder das Niveau von vor der Krise zu erreichen, sagte Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser in Berlin. Der Weg aus dem Tal hinaus werde mindestens bis 2012 dauern.
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