Auch wenn die essenzielle Bedeutung von Digitalisierung von vielen mittelständischen Unternehmen mittlerweile erkannt wird, kommen die Firmen häufig trotzdem kaum oder gar nicht ins Handeln. Nicht selten hat das damit zu tun, dass man gar nicht weiß, wo man eigentlich ansetzen soll. Um einen groben Leitfaden für den Aufbau von effektiven Digitalisierungsstrukturen im Unternehmen zu liefern, werden im Folgenden die größten Gefahren skizziert und erläutert, wie man diesen effektiv begegnen kann.
Digitalisierung wird nicht von Geschäftsführungs- oder Vorstandsebene aus koordiniert
Der erste große Irrtum ist, dass Digitalisierung delegiert werden kann. Das Thema sollte jedoch immer von der Ebene der Geschäftsführung aus optimalerweise von einem CDO (Chief Digital Officer) organisiert und koordiniert werden. Das ist insbesondere deshalb wichtig, weil die verantwortliche Person die entsprechenden Befugnisse benötigt, um ein ganzheitliches, in sich schlüssiges Digitalisierungskonzept umsetzen zu können und dabei nicht immer wieder von hierarchisch höher gestellten Positionen blockiert zu werden.
Digitalisierung wird als IT-Thema verstanden
Auch wenn Sie das jetzt vermutlich verwundern wird – Digitalisierung ist kein IT-Thema! Zumindest kein reines IT-Thema. Wenn Sie also z.B. Mails im Kontext der Digitalisierung prinzipiell direkt immer an Ihre IT-Abteilung weiterleiten, dann merken Sie, dass in Ihrem Unternehmen etwas falsch läuft. Auch wenn Digitalisierung ein primär technologisch getriebener Wandel ist, müssen seine Auswirkungen zwangsläufig in einem Kulturwandel resultieren, der ein Umdenken in allen Abteilungen und Bereichen eines Unternehmens bewirkt. Der Grund dafür sind die durch Digitalisierung veränderten Bedingungen und Möglichkeiten, die es erfordern, jeden Bereich des Unternehmens neu zu denken, um mittelfristig marktfähig zu bleiben. Denn eins ist sicher: Die Konkurrenz schläft nicht!
Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter sind unzureichend oder gar nicht vorhanden
Digitalisierung erfordert grundlegende Veränderungen, die mit einem massiven Energieaufwand verbunden sind. Der Mensch ist von seiner Natur her jedoch ein Energiesparer und versucht somit derartige Aufwände wo es nur geht zu vermeiden. Dieser Umstand macht klar, warum es so unglaublich wichtig ist, den Mitarbeitern den Grund für die Veränderungen ausführlich und nachvollziehbar zu erklären. Somit müssen qualitativ hochwertige sowie schnell und einfach erreichbare Weiterbildungsangebote für Mitarbeiter verfügbar sein. Doch damit ist es nicht getan. Die Betonung der Wichtigkeit von Weiterbildung und sinnvolle Belohnungsansätze müssen ebenfalls im Unternehmen berücksichtigt werden. Abschließend muss auch evaluiert werden, ob die Angebote genutzt werden und inwiefern die Mitarbeiter damit zurecht kommen.
Das Thema Digitalisierung wird intransparent oder unstrukturiert behandelt
Da Digitalisierung ein sehr komplexes Gebiet ist, wird es von Mitarbeitern oft falsch interpretiert oder missverstanden. Wird das Thema von den Verantwortlichen nun auch noch intransparent oder unstrukturiert behandelt, resultiert dies meist in völligem Misstrauen bei der Belegschaft. Um diese Entwicklung zu vermeiden, ist es erforderlich, mit digitalen Konzepte sorgfältig, gut durchdacht und so transparent wie möglich umzugehen. Mitarbeiter sollten immer eine Möglichkeit haben, Antworten auf Ihre Fragen im Kontext des Themas zu erhalten und der digitale Fahrplan des Unternehmens muss für jeden Mitarbeiter zugänglich und nachvollziehbar sein. Bei besonders misstrauischen Mitarbeitern ist es zudem häufig ratsam, diese aktiv in Digitalisierungsprojekte einzubeziehen um Ihnen den Sinn des Ganzen und das Vorgehen zu verdeutlichen.
Es wird erst dann gehandelt, wenn einen die Dynamik des Wettbewerbs dazu zwingt
Ein Satz den man häufig hört, ist Folgender: “Wieso sollten wir an einer Bewegung teilhaben, die Arbeitsplätze kostet?” Die Antwort darauf ist recht einfach. In erster Linie deshalb, weil der Wettbewerb sich definitiv verändern und die Chancen der Digitalisierung ergreifen wird. Auch die Bedürfnisse der Kunden werden nicht gleich bleiben. Kurzum: Markt und Wettbewerb werden sich völlig verändern. Somit ist die Frage, ob man jetzt und mit klarem Kopf über die Zukunft des Unternehmens nachdenken und darauf basierende Innovationsbewegungen initiieren will oder ob man dies auf einen späteren Zeitpunkt hinauszögert und dann auf Grund der Marktsituation unter größtem Druck handeln muss. Da in diesem Fall nicht selten besonder innovative, flexible und schnelle Unternehmen den Markt transformieren, ist die Chance, in diesem Szenario noch Anschluss halten zu können, meist verschwindend gering. Verlieren Sie also keine wertvolle Zeit sondern schaffen Sie so schnell wie möglich proaktive Innovationsprozesse. Eins ist sicher: Ihre Konkurrenz arbeitet schon heute daran.
Den mittelständischen Unternehmen in Deutschland fällt es schwer, umzudenken. Jahrelang waren Gründlichkeit, Zuverlässigkeit und formvollendete Perfektion die entscheidenden Qualitätsmerkmale unserer Wirtschaft. Digitalisierung führt nun dazu, dass sich die Bedürfnisse der Kunden immer schneller verändern, was den Wandel weg von der produkt- hin zur kundenzentrierten Produktentwicklung in vielen Branchen zwingend nötig macht. Wenn es ein Unternehmen jedoch schafft, die oben genannten Punkte zu berücksichtigen, die große Bedeutung von Innovation zu erkennen und die Produktentwicklung entsprechend umzudenken, dann wird es auch zukünftig eine sehr gute Chance haben, entscheidend am Markt mitzumischen. Das haben zahlreiche Beispiele deutscher Mittelständler bereits bewiesen.
Quelle: Niklas Volland