Laut einer aktuellen Umfrage unter 300 Hausärzten in Deutschland finden sechs von zehn Cannabis als therapeutische Option sinnvoll. Trotzdem hat über die Hälfte der Befragten noch nie ein Rezept für Medizinisches Cannabis ausgestellt. Ursache der Zurückhaltung ist der hohe bürokratische Aufwand, den das Cannabisgesetz vorsieht. Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland Medizinisches Cannabis verschreiben.
Nur 16 Prozent der befragten Ärzte zweifeln an der Wirkung von Medizinischem Cannabis. Immerhin 45 Prozent der Umfrageteilnehmer haben mindestens ein Rezept ausgegeben. Von ihnen haben lediglich vier Prozent im Jahr 2018 mehr als 50 Rezepte ausgestellt. Es gibt viele Barrieren, die die Mediziner davon abhalten, getrocknete Cannabisblüten zu verordnen. 64 Prozent der Ärzte finden, der Verschreibungsprozess sei zu aufwändig. Neben der Verordnung müssen Ärzte zudem einen Antrag auf Kostenübernahme für die Krankenkasse ausfüllen und an einer anonymisierten Begleiterhebung teilnehmen. 47 Prozent der Ärzte sagen, dass die Krankenkassen die Erstattung häufig ablehnen. 27 Prozent der Ärzte finden den Umgang mit Medizinischem Cannabis schwierig. Medizinalcannabis muss wie starke Schmerzmittel auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM) verordnet werden. Die konkrete Cannabissorte und die richtige Dosierung müssen klar auf dem Rezept vermerkt sein.
Damit die Abgabe an Patienten reibungslos funktioniert, muss das Zusammenspiel mit der Apotheke gut funktionieren. Nur ein Drittel (33 %) der Ärzte gibt an, dass dies der Fall sei. Bei den Apothekern sind sogar nur 22 Prozent der Meinung, die Zusammenarbeit funktioniere gut, wie eine ähnliche Umfrage mit 300 Apothekern im September ergab. Genau wie die Ärzte sehen auch 64 Prozent der Apotheker den Verordnungsprozess als zu aufwändig an. Ärzte würden viele Rezepte fehlerhaft ausstellen und wüssten nichts über die Lieferbarkeiten der spezifischen Produkte. Man ist sich einig: Die Kooperation ist zeitintensiv, der bürokratische Aufwand hoch. Deutliche Uneinigkeit besteht hingegen bei zwei Punkten. Rund 25 Prozent der Ärzte sehen eine Gefahr der Abhängigkeit, bei den Apothekern sind es nur 13 Prozent. 46 Prozent der Ärzte fürchten, das falsche Klientel anzulocken, und haben Angst vor einem Regress. Bei den Apothekern sind es nur 22 Prozent.
Die Ärzteschaft wurde außerdem dazu befragt, welche zusätzlichen Angebote sie benötigen, um sicherer im Umgang mit der Medikation zu sein. Viele wünschen sich, dass die staatlichen Auflagen für die Abgabe des Medikaments vereinfacht werden (57 %). Generell fühlen sich 45 Prozent der Ärzte noch nicht ausreichend geschult. Cannabis als Bestandteil des Studiums (31 %) oder mehr Fortbildungsmöglichkeiten (45 %) könnten hier Abhilfe schaffen.
Quelle: Wayland